Pietät und Prestige im Spätmittelalter

Lieselotte E. Saurma-Jeltsch

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Author
Lieselotte E. Saurma-Jeltsch
Publish Date
2008-07-01
Subtitle
Die Bilder in der Historienbibel der Solothurner Familie vom Staal
Book Type
Hardcover
Number of Pages
431
Publisher Name
Schwabe
ISBN-10
379652415X
ISBN-13
9783796524158
citemno
265544
Edition
1., Aufl. ed.
SKU
9783796524158

Description

Prachtvoll illustrierte Bilderhandschrift und einzigartiges Objekt spatmittelalterlicher Buchkultur: Mit der Historienbibel des Johann von Staal besitzt die Solothurner Zentralbibliothek einen ganz besonderen Schatz. Das der Belehrung und Erbauung dienende Buch wurde um 1460 im Auftrag des Solothurner Stadtschreibers Johann von Staal in der Werkstatt Diebold Laubers im elsassischen Hagenau hergestellt. Die reiche Ausstattung, die gepflegte Schrift, die grosszugige Gestaltung und die durchgehend gleichbleibende Papierqualitat machen diese Handschrift so wertvoll. Dass dieses Manuskript fur den Notar und Diplomaten Johann von Staal als Prestigeobjekt konzipiert wurde, zeigen allein schon Anzahl und Ausfuhrung der Initialen und Bilder, fur die einzeln bezahlt werden musste. Die beiden Prachtinitialen wurden von einer hierauf spezialisierten Werkstatt ausgefuhrt und kommen nur in wenigen kostbaren Manuskripten der Lauberschen Produktion vor. Die 71 luxuriosen Illustrationen in intensiv deckendem Rot und Grun stammen von einem erfahrenen Lauberschen Buchmaler, dem Maler B. Trotz der routinierten Ikonographie, mit der dieser anonyme Kunstler dem Muster eines seit den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts in der Werkstatt erprobten Bildprogramms folgt, lasst sich an vielen Details und neuen Formeln der Bezug zu Johann von Staal ablesen. So binden beispielsweise die zum heraldischen Zeichen eingefrorenen Greifen, die als Fabelwesen Alexander in den Himmel tragen, das 1487 von Maximilian I. bestatigte Wappenzeichen der von Staal in das Bildprogramm mit ein und zeugen von dem Wunsch des Auftraggebers, seine Familie in die Heilsgeschichte einzuschreiben. Aber auch durch die vielen raffinierten Anspielungen auf damals moderne, durch Kupferstiche verbreitete Bildmotive und die Visualisierung komplexer theologischer Debatten erweisen sich Besteller wie Buchmaler als Kenner mit einem hohen Bildungsstand. Die Handschrift stellt somit nicht allein ein Prachtexemplar spatmittelalterlicher Buchkunst dar, sondern informiert uns auch uber das Wissen, die Themen und die Sehgewohnheiten eines gebildeten Stadtburgers des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Alle Miniaturen sind ganzseitig abgebildet, detailliert beschrieben und um Vergleichsabbildungen erganzt. Lieselotte E. Saurma-Jeltsch erlautert die Besonderheiten der Darstellung anschaulich und erschliesst so den Lesern Bild fur Bild dieses einzigartige Werk der Buchkultur.